Von Skardu aus startete die Expedition nun ganz offiziell! Über den Gondogoro Pass ging es innerhalb von vier Tagen zum Basecamp im Godwin-Austen Gletscher. Das Basecamp befindet sich auf ca. 6000 Meter Höhe und ist im Vergleich zur restlichen Tour technisch noch recht „einfach“ zu erreichen.

Willi: „Die Berge werden von Tag zu Tag beeindruckender. Wir gehen jeden Tag ca. 20 Kilometer und 700 Höhenmeter. Es ist ein sehr unrhythmischer Weg, da es auf dem Gletscher die ganze Zeit hoch und runter geht. Ich fühle mich fit, mir geht es gut und ich habe viel Energie. Ich muss mich selbst etwas bremsen, weil ich extrem schnell unterwegs bin. Ich würde am liebsten Bäume ausreißen, wenn es hier welche geben würde.“

Durch einen tagelangen Schneesturm sind die Expeditionsteilnehmer*innen gezwungen einige Tage im Basecamp zu verbringen. Die Nächte sind kalt und es gehen öfters Lawinen in näherer Umgebung ab, die laut und furchteinflößend sind. Im Basecamp treffen Willi und die anderen Bergsteiger*innen auf ihre nepalesischen Sherpas, die sie bei der Gipfelbesteigung des K2 unterstützen. Jede*r bekommt einen Climbing Sherpa zugeteilt, die den zusätzlichen Sauerstoff tragen und am Berg jede erdenkliche Situation einschätzen und mit der nötigen Erfahrung unterstützen können.

Willi: „In unserer Expedition ist Mingma Sherpa dabei. Er ist eine wahre Sherpa Legende. Ca. 60!!! 8000er Besteigungen hat er schon hinter sich und war schon drei Mal am Gipfel des K2. Wenn Mingma sagt, dass die Bedingungen passen, dann haben wir eine Chance. Genauso gilt: Wenn seine Einschätzung auf „zu risikoreich“ fällt, dann habe ich absolut kein Problem damit umzudrehen.“

Es bleibt spannend!

Eine Rotation beschreibt bei einer Expedition am Berg das Aufsteigen zu einem höher gelegenen Camp (hier: das Aufsteigen zu Camp 1 und Camp 2 am K2) sowie das anschließende Umkehren zurück zum Basecamp. So können sich die Bergsteiger*innen an die extremen Höhenlagen und herausfordernden klimatischen Bedingungen des K2 gewöhnen, die insbesondere bei der finalen Gipfelbesteigung alles abverlangen. Im Anschluss kann sich das Team im K2 Basecamp ausruhen und wieder Kraft tanken. Hierzu zählt insbesondere: viel essen, trinken, ausruhen und gesund bleiben. Die Rotation wird fortgeführt, bis das Wetterfenster die finale K2 Gipfelbesteigung zulässt.

Willi: „Meine physische Leistungsfähigkeit ist da! Harte und unermüdliche Vorbereitungen zuhause in den Alpen sind Grundstein des Erfolgs. Natürlich müssen wir trotz der Vorbereitungen weit über unser Grenzen gehen! Der Summit Push (die Gipfelbesteigung) wird eine brutale Mission! Vor allem der erste Tag: 1800 HM ohne Sauerstoff bis ins Camp 2. Da bleibt mir der Atem stehen, wenn ich nur daran denke.“

Ein Hallo aus dem K2 Camp 1 auf ca. 6.100 Meter Höhe. Nachdem das schlechte Wetter abgeflaut ist, hat das Expeditionsteam nun ungefähr 1000 Höhenmeter mit fast senkrechter Steigung hinter sich gebracht. Der Weg war erwartungsgemäß gefährlich, da es immer wieder zu Steinschlägen kam und gegenüber am Hang des Broad Peaks eine Lawine nach der anderen abging. Das steile Bergsteigen in einer solchen Höhe ist für die Teilnehmer*Innen der K2-Expedition körperlich extrem herausfordernd und sie müssen zudem konstant aufpassen nicht von Steinen getroffen zu werden.

Willi: „Wir waren heute alle auf dem Weg ins Camp 1. Ich, etwa 150 Höhenmeter weiter als mein Bergkamerad, Freund und Kameramann Philip. Auf einmal schreit Mingma Sherpa, der neben mir stand, etwas auf Nepalesisch. Vermutlich Achtung! Ein kopfgroßer Stein walzte den Gletscher mit enormem Speed herunter. Plötzlich, und ohne Vorwarnung, hat der Stein seine Richtung gedreht und zielte direkt auf Philip. Ein Aufprall, tödlich! Philip blieb jedoch ruhig, drehte seinen Kopf und scannte den Bereich hinter sich, um zu checken ob noch jemand anderes in Gefahr war. Drehte den Kopf wieder zurück, fokussierte sich voll auf den Stein und machte im letzten Moment einen halben Schritt zur Seite – und meisterte die Situation souverän!.“

Hallo aus dem K2 Camp 2 auf 6.700 Metern. Der Anstieg war extrem anspruchsvoll durch den starken Wind.

Willi: „Meine ersten Erkenntnisse zum Berg der Berge: Diesen Spitznamen hat der K2 nicht ohne Grund. Der Berg zeigt dir mit jedem Schritt, dass du nicht willkommen bist. Der K2 sagt dir nur eins „Spiel nicht mit mir!“ Sowas habe ich noch nie erlebt. Die gute Nachricht ist, ich fühle mich fit und technisch ist das alles kein Problem für mich. Die schlechte Nachricht ist, dass es dem Berg herzlich egal ist, wie man sich fühlt.“

Die Höhe verlangt den Bergsteiger*innen einiges ab - verschiedenste Symptome wie Kopfweh, Appetitlosigkeit, Kälte, Husten und Herzrasen treten auf.

Willi: „Man hat da eigentlich alles, was man nicht haben will. Es ist aber nötig, damit sich der Körper an die Bedingungen anpassen kann.“

Als Teil der Rotation folgt im Anschluss der Abstieg von Camp 2 zurück in das Basecamp. Nach 1.800 Höhenmeter Unterschied kann sich der Körper im Basecamp endlich wieder erholen.

Willi und sein Team haben Glück und es eröffnet sich zeitnah ein passendes Wetterfenster – einen längeren Zeitraum mit gutem Wetter und ohne Neuschnee, was am K2 normalerweise nur an einigen wenigen Tagen im Jahr geschieht. Es gibt nur diese eine Möglichkeit für die Besteigung! Entsprechend ist der Wille und die Kraft des Teams, den K2 Gipfel zu erreichen ungebrochen.

Die Route zum Gipfelerfolg für die nächsten Tage:

• • Dienstagnacht, 25. Juli 2023 um 01:00 Uhr: 1.800 Höhenmeter in das Camp 2 auf 6.800 Höhenmeter – circa 12 Stunden Gehzeit
• • Mittwochmorgen, 26. Juli 2023 um 06:00 Uhr: 1.000 Höhenmeter in das Camp 3 auf 7.800 Höhenmeter - circa 7 Stunden Gehzeit
• • Mittwochabend, 26. Juli 2023 um 22:00 Uhr: 800 Höhenmeter bis zum Gipfel des K2 auf 8.611 Höhenmeter – circa 8 Stunden Gehzeit
• • Donnerstagmorgen, 27. Juli 2023 um 06:00 Uhr: K2-Gipfel!
• • Direkt im Anschluss der Abstieg: 1.800 Tiefenmeter direkt in das Camp 2, Ankunft um ca. 15:00 Uhr
• • Freitagmorgen, 28. Juli 2023 um 06:00 Uhr: 1.800 Tiefenmeter ins Basecamp
• • Freitagmittag gegen um 12:00 Uhr: Ankunft Basecamp

„Es schmerzt so sehr, weil ich in einer unglaublich starken Verfassung war. Obwohl wir in den letzten Tagen ein enormes Pensum absolviert haben, ging es mir gut und ich fühlte mich fit, aber die Bedingungen dort oben waren zu gefährlich. Die anderen Bergsteiger haben nicht auf sich gehört und sich in extreme Gefahr begeben.“  Willi Steindl

Das kleine Zeitfenster für die Besteigung des K2 war da und verschwand wieder. Willi und sein Team haben versucht, das Zeitfenster zu nutzen und sich beeilt, jedoch hat die Natur gewonnen. Leider verlor ein anderer Bergsteiger kurz zuvor an der berüchtigten Engpassquerung sein Leben. Die Fixseile wurden von der Lawine und dem herabstürzenden Eis mitgerissen, so dass die Querung sehr schnell zu einer Todesfalle wurde.Es gab keine andere Möglichkeit mehr als umzukehren.

„Beim Bergsteigen kommt es nicht auf neue Rekorde an. Sich der Natur auszusetzen ist alles.“  Bergsteiger Reinhold Messner

Donnerstag, 27.07. 2023 15 Uhr: Zurück im K2 Basecamp Willi und sein Team sind sicher im K2 Basecamp angekommen.